Killarney National Park: Muckross House and Gardens

Muckross bedeutet „Pig Wood“. Also in etwa „Schweinewald“. 

Eine sehr unfeine und unfaire Bezeichnung für das viktorianische Muckross House und die dazugehörige Gartenanlage nahe Killarney, County Kerry. Das Haus wurde für Henry Arthur Herbert und seine Ehefrau Mary Balfour Herbert von 1839 bis 1843 nach Designs des schottischen Architekten William Burn errichtet. 

Blick aus der Kutsche


Ein erster Blick auf Muckross House


Dieses Bild entspricht ungefähr dem Blick, den Mary Balfour Herbert aus ihrem Schlafzimmer hatte





Ein letzter Blick auf Muckross House

In den 1850ern kündigte sich ihre Majestät Königin Victoria zu einem Besuch in Muckross House an, welchen sie 1861 mit Hofstaat und Gemahl antrat. Aus diesem Anlass ließen die Herberts sowohl Haus als auch Garten kostspielig erweitern und aufhübschen: mit chinesischen Seidentapeten, einer Feuerleiter (Victoria hatte panische Angst vor Feuern) und aufwändig handgefertigten Möbeln. Henry Arthur hoffte, die Königin durch seine Ehrerbietung dazu zu ermuntern, ihm einen erblichen Adelstitel zu verleihen.

Bei den Umbauarbeiten übernahmen sich die Herberts leider und waren nach dem Besuch ihrer Majestät finanziell ruiniert. Gebracht hatte es auch nichts: Die Königin genoß zwar ihren Aufenthalt, kurze Zeit später erkrankte aber ihr Gatte Prince Albert schwer und starb im selben Jahr. Darüber war die Königin bekanntermaßen so am Boden zerstört, dass sie jahrelang ihren Aufgaben als Regentin nur unzureichend nachkam und schon gar keine Titel an Leute verlieh, die versucht hatten, sie mit Tapeten zu beeindrucken.

Leider darf man in Muckross House keine Photos machen. Es würde allerdings auch nichts bringen, weil es bis auf den Bedienstetentrakt fast vollständig abgedunkelt ist, um die teuren Originalstoffe und Hölzer nicht durch Sonnenlicht zu beschädigen. Die Innenräume sind  entsprechend gut erhalten und wirklich beeindruckend. Vor allem die Räume, die für das alltägliche Zusammensein gedacht waren, der „drawing room“ zum Beispiel und die Bibliothek, haben mich zum Staunen gebracht. In der Bibliothek fanden sich etwa ein Sekretär für Herren und einer für Damen, wobei letzterer etwas niedriger war, da Damen meist saßen, um ihre Korrespondenz zu erledigen, während die Herren anscheinend standen. (Wobei jene Herren in diesem Fall winzig klein gewesen sein müssen, der Tisch ging mir nämlich gerade so bis zu Hüfte.)

Im „drawing room“ dann ein wunderschönes Klavier und eine Sitzgruppe vor dem Feuer mit Handarbeitstischchen, die alle Utensilien enthielten, die die Damen für ihre Stickereien benötigten. Zusätzlich ein weiteres, verriegeltes Tischchen, in dem – Achtung – loser Tee (!) aufbewahrt wurde. Im viktorianischen Irland entsprach ein einziger Teelöffel getrockneter Teeblätter dem Monatsgehalt eines Bediensteten, weshalb man seinem Personal den teuren Stoff nicht zur Zubereitung anvertraute. Stattdessen brachte das Fußvolk nur heißes Wasser aus dem Keller und Mary bereitete ihren Tee im Wohnzimmer selbst zu.

Ein weiteres Detail, das ich sehr interessant fand: Das walisische Motto im Wappen der Herberts heißt übersetzt soviel wie „Jeder, wie es ihm gefällt“. Ich finde das einerseits sehr demokratisch, andererseits von einer Familie, die sich für einen potenziellen Titel selbst in den Ruin trieb, irgendwie auch sehr schicksalsironisch.

 x
Kissy
Einmal stilvoll reisen, dachten wir... 


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