Bücher des Januars: Neujahrsmalaise
Freunde des geschriebenen Wortes!
Hier und heute startet eine neue Rubrik, die mir wahrscheinlich mehr Arbeit macht, als sie irgendjemanden interessiert. Sei’s drum. Irgendeinen Anreiz, meine Vorhaben wahr zu machen, brauche ich eben. Im Rahmen meines „20 Bücher in 2020“-Vorsatzes werde ich dokumentieren, welche Bücher ich jeden Monat gelesen habe, ob ich sie beendet oder zwischendurch weggelegt habe, und wie ich sie fand. Hier also die extrem subjektiven Rezensionen der Bücher meines Januars.
Rita Mae Brown kenne ich seit meiner Jugend als Autorin eines Kinderbuches, dessen Namen ich vergessen habe. Auch durch eine extensive Google-Suche konnte ich ihn nicht herausfinden, habe dafür aber gelernt, dass Brown zum einen inzwischen gruselig aussieht und zum anderen zahlreiche Bücher über Katzen und Mäuse geschrieben zu haben scheint. Ich hatte mir vor einigen Jahren mal aus einer Lauen heraus mehrere Bücher über Kreatives Schreiben gekauft. (Damals wollte ich mich auch für einen Drehbuch-Master in Hamburg bewerben.) Darunter auch eins von Brown, welches mit dem Untertitel „A Different Kind of Writers’ Manual“ versprach, unterhaltsamer zu sein als „Kreatives Schreiben für Dummies“.
Brown ist leider unerträglich selbstgefällig und das Buch (siehe Erscheinungsdatum) auch nicht wirklich zeitgemäß. Als angehende Historikerin finde ich es immerhin als Zeitdokument interessant. Hier und da auch eine gute Wendung oder ein cleverer Wortwitz. Ich glaube aber nicht daran, dass es die eine richtige Art gibt, Schriftsteller*in zu sein oder zu werden, wie Brown behauptet. Was ein Glück möchte ich gar keine Schriftstellerin werden.
Brown ist leider unerträglich selbstgefällig und das Buch (siehe Erscheinungsdatum) auch nicht wirklich zeitgemäß. Als angehende Historikerin finde ich es immerhin als Zeitdokument interessant. Hier und da auch eine gute Wendung oder ein cleverer Wortwitz. Ich glaube aber nicht daran, dass es die eine richtige Art gibt, Schriftsteller*in zu sein oder zu werden, wie Brown behauptet. Was ein Glück möchte ich gar keine Schriftstellerin werden.
Sophie Passmann: Alte weiße Männer (Kiepenheuer & Witsch, 2019)
Sophie Passmann schreibt launige Kolumnen für das Zeitmagazin und moderiert zusammen mit dem stellvertretenden Chefredakteur desselbigen einen launigen Fernseh- und Film-Podcast. Radiomoderatorin ist sie auch. Ich muss zugeben, dass sie mir in den obengenannten Erscheinungsformen deutlich lieber ist als in ihrem Buch, auf dessen Lektüre ich mich sehr gefreut hatte. Darin zeichnet sie ihre Gespräche mit Männern aus dem öffentlichen Leben über Feminismus und den sprichwörtlichen „alten weißen Mann“ auf.Es sind immer wieder sprachliche Perlen dabei, die mich schmunzeln lassen („Ich wollte doch nur ein Buch über Feminismus schreiben, was ganz Ernsthaftes, einen Debattenbeitrag. Und jetzt sitze ich im Prenzlauer Berg mit einem CDU-Politiker, esse vormittags Eiscreme und rede über den Weihnachtsmann. Ist das noch Geschlechterkampf?“), aber auch viele Rechtschreibfehler, Wortwiederholungen und andere Stilblüten. Wie wird beim KiWi-Verlag lektoriert, dass da noch so viel übrig bleibt?
Habe einige der Gespräche, die Passmann mit weißen, mehr oder weniger alten Männern führt, gerne gelesen, andere kaum ertragen. Ich glaube, es ging ihr beim Interviewen ähnlich. Ihre Gesprächspartner sind teilweise richtige Schmierlappen wie Micky Beisenherz, Ulf Poschardt, Kai Dieckmann und Rainer Langhans, teils aber auch so reflektierte, elegante Zeitgenossen wie Christoph Amend. Am besten gefiel mir das Kapitel, in dem sie ihren Vater interviewt. Das kluge Schlusswort lässt sich auch sehen.
Charles Dickens: Oliver Twist (Collector’s Library, 2003)
Klassiker sind so eine Sache. Die Erwartung sind groß (...wink, wink) und die Fallhöhe ist umso größer. Ich liebe es, wie Dickens schreibt, finde es aber auf die Dauer sehr ermüdend. Mit Oliver Twist erfand Dickens, wenn ich mich nicht ganz irre, den Fortsetzungsroman, weil die Kapitel ursprünglich periodisch ab 1837 in einer Zeitschrift veröffentlicht wurden.
Nach über 260 Seiten gebe ich auf. Es interessiert mich weder, wie es mit Fagin weitergeht (schlimmer Antisemitismus an der Stelle, mein lieber Schwan), noch finde ich es auch nur ansatzweise spannend, was denn nun aus Oliver Twist wird, der so ein nobler, mutiger, reiner Waise ist, dass es mich im Halse würgt. Viktorianische Literatur ist ein „acquired taste“. Meins ist es scheinbar nicht (immer). Sehr schön in dieser Ausgabe sind allerdings die Kupferstiche von George Cruikshank, die schon in den Erstveröffentlichungen den Text illustrierten.
Ralf Dobelli: Die Kunst des klaren Denkens. 52 Denkfehler die Sie besser anderen überlassen (Hanser, 2011)
Dieses Buch hatte der Freund geschenkt bekommen. Und ich hätte nie erwartet, dass es mich dermaßen fasziniert. Der Schweizer Autor erklärt auf leicht oberlehrerhafte, aber charmante Art Konzepte, von denen wir alle schon mal gehört haben, von deren Definition man aber meistens nur eine vage Ahnung hat. Den „Confirmation Bias“ zum Beispiel oder den „Halo Effect“. Dobelli ist Schweizer und es trägt viel zum erwähnten Charme bei, dass er die Kolumnen, die in diesem Buch zusammengetragen sind, in meinem Kopf mit Schweizer Akzent vorliest.David Coggins: Men and Style. Essays, Interviews and Considerations (Abrams, 2016)
Hatte dieses Buch letztes Jahr in Berlin in einem Second-Hand-Laden gekauft, eigentlich mit dem Freund im Hinterkopf. Jetzt habe ich es selbst mal durchgeblättert und festgestellt: Kann, muss aber nicht. Es sieht gut aus und klingt clever, reiht aber faktisch nur Privatmeinungen verschiedener mehr oder minder in der Öffentlichkeit stehender Männer zu ihrem Klamottengeschmack aneinander. Manches ist ganz amüsant zu lesen, das meiste kann man überblättern....insgesamt handelt es sich für diesen Januar also weniger um Empfehlungen und eher um eine Dokumentation der Tatsache, dass ich meine Vorhaben einhalte.
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Kissy





Fleissig, fleissig!! Und super amüsant kommentiert!!
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