Bücher des Februars: Dorothy Parker, Dorothy Parker, Dorothy Parker...

Der Februar fühlte sich kurz an. Obwohl er dieses Jahr mal wieder lang war. 


Lang genug jedenfalls, um vier Bücher auszulesen. 
Zugegeben: Von diesen vier Büchern hatte ich zwei im Januar angefangen und ein weiteres bereits vor Jahren gekauft und begonnen. 


Dorothy Parker: The Collected Dorothy Parker (1973) 

Ich habe dieses Buch 2013 gebraucht bei Shakespeare & Company gekauft, dem berühmten Pariser Buchladen nahe der Seine. (Einer der schönsten Buchläden der Welt übrigens. Wer in Paris ist, sollte ihn aufsuchen und tief einatmen.) Ich liebe die 1967 verstorbene Dorothy Parker, die wie keine andere gleichzeitig zynisch und doch verletzlich, beißend und charmant, liebevoll und bitterböse schreiben konnte. In diesem Buch versammeln sich ihre Kurzgeschichten, Rezensionen, Essays und Gedichte auf knapp 600 Seiten. Es ist eins meiner liebsten Bücher, das ich sicher noch oft hervorhole, um vor allem die Gedichte und ausgewählte Kurzgeschichten („The Waltz“) immer und immer wieder zu lesen. 

(Die deutsche Biographie Parkers von Michaela Karl (Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber) ist auch sehr zu empfehlen und liest sich fast so unterhaltsam wie Parkers Geschichten.) 


Raffaella Romagnolo: Bella Ciao (2019)

Ein (spontanes) Weihnachtsgeschenk vom Freund, das er, wie er betont, selbstständig in einer Bücherei ausgesucht hat. Ich finde „leichte Unterhaltung“ nicht nur bei Filmen schwierig. Dieser Roman ist von der guten Sorte. Leicht zu lesen, nicht ohne Anspruch und mit einer tiefen Thematik (drei Generationen zweier italienischer Familien vor und nach den Weltkriegen und inner- sowie außerhalb Italiens). Lediglich der Schluss ist mir persönlich zu zuckersüß und pathetisch geraten. Eine sehr marginale Kritik an einem Buch, das mich zwischendurch in den Sessel gefesselt hat. 


Gretchen Rubin: Better Than Before. Mastering the Habits of our Everyday Lives (2015) 

Ich wüsste nicht, wen ich noch nicht mit Lobpreisungen dieses Buches genervt habe. Letztendlich fällt es in die Kategorie „Self Help“. Die meisten dieser Bücher sind unlesbar, wiederholen sich ständig und produzieren dazu noch leere Phrasen am laufenden Band. Anders die Bücher von Rubin. Sie sind lückenlos recherchiert, unterhaltsam, schlau geschrieben und verblüffend entlarvend für Leser*innen. Ich habe nach der Lektüre einige Gewohnheiten in meinem Leben geändert und fühle mich beflügelt davon, wie einfach das ist, wenn man das richtige Handwerkszeug zur Verfügung hat. 



Truman Capote: Answered Prayers (1986) 

Dieser unfertige Roman wurde posthum veröffentlicht und enthält ein langes Vorwort des Lektors zur Entstehungsgeschichte. Die überlieferten Kapitel waren zu Lebzeiten vorab in einem Magazin veröffentlicht (war es der New Yorker?) worden, während Capote noch an dem Roman arbeitete. Die Reaktionen waren unterkühlt – Capote hatte nämlich seine Bekanntschaft mit Berühmtheiten wie Gloria Vanderbilt, Dorothy Parker (s.o.), Montgomery Clift und Tallulah Bankhead gnadenlos ausgeschlachtet und die echten Personen in den vorab veröffentlichten Kapiteln als sexsüchtige, alkoholkranke, verlebte und verkommene Gestalten auftreten lassen. Angeblich beendete er den Roman, aber weitere Kapitel, von denen in seinen Tagebüchern die Rede ist, wurden nie gefunden. Ob sie vernichtet wurden (und von wem) oder nie existierten, bleibt ein Mysterium. 

Answered Prayers kann man trotz der Lücken im Plot gut lesen. Capote war ein unfassbar talentierter Autor, auch wenn seine manierierte Art irgendwann leicht ermüdend wirkt. Der Roman ist vulgär, krass, hat einen völlig unglaubwürdigen Ich-Erzähler und strotzt nur so vor abgefahrenen Figuren und geschliffenen Dialogen. Man sollte am besten – was ich dummerweise nicht tun konnte, weil ich bei der Lektüre gerade in einem Fastenhotel abgestiegen war – ein Glas Martini oder Champagner dazu trinken. Oder man mixt sich einen der im Buch ausführlich beschriebenen Cocktails. Dafür gibt es Extrapunkte. 

Auf in den März! Der nahende Frühling bringt bei mir Literatur von Elizabeth Gilbert, Amos Oz und einen Roman in dem eine fiktionalisierte Dorothy Parker Mordfälle löst. Irgendwie scheine ich ein Thema zu haben... 

Kissy 

Kommentare

  1. grad keine Zeit Deinen Post zu lesen... mach ich sonntag, bussi !

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  2. Schatz, du solltest literaturkritikerin werden....es ist eine Freude deine Rezensionen zu lesen....Kuss papa

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