Bücher des Dezembers: Ab mit Schaden, 2020
Chuck Klosterman: Sex, Drugs, and Cocoa Puffs (2003)
Chuck Klosterman ist kein sympathischer Charakter. Der Journalist und Autor erscheint unheimlich rechthaberisch, leicht autistisch, verschroben, sehr von sich überzeugt und gleichzeitig zutiefst unsicher im Umgang mit anderen und obsessiv, wenn er sich in ein Thema verbissen hat.
So lesen sich auch seine Essays: bisweilen verbissen.
Aber insgesamt ist sind sie doch sehr unterhaltsam. Man darf nur nicht so viel davon am Stück lesen. Es ist diese Sorte Buch, die ich hauptsächlich häppchenweise auf dem Klo lese. (TMI?) Manchmal (in anderen Jahren: häufig) auch unterwegs, hier mal ein paar Minuten in der Bahn, da eine Seite im Wartezimmer beim Arzt. Jeden Tag ein paar Seiten, das reicht als Einmaldosis. Ein klassisches Snack-Buch.
Klostermans Sujet sind popkulturelle Dinge wie Fußball, Filme, Serien, hier und da auch ein Buch, Frühstücksflocken, aber auch seine Faszination für Serienmörder (die ich mit ihm teile). Er schreibt darüber, dass Männer wie er (verschroben, dicke Brille, mittelattraktiv, schüchtern), seit Woody Allen dies in Filmen etabliert hat, auf einmal Klassefrauen abstauben können, sofern sie einigermaßen schlagfertigen Smalltalk machen. Er habe mit dieser Technik allerdings immer nur über kurze Strecke Erfolg gehabt. Meine Recherche (also: auf Wikipedia) hat ergeben, dass er seine Fähigkeit in diesem Bereich inzwischen verbessert haben muss. Immerhin ist er seit elf Jahren mit einer ganz bezaubernd aussehenden Journalistin namens Melissa Maerz verheiratet.
Rosie Schaap: Drinking with Men (2013)
Nachtrag am 02.01.2021:
Ich möchte Schaap ja nicht unrecht tun, aber irgendwie fällt mir auch mit etwas mehr Abstand nichts wirklich Substanzielles zu ihren Memoiren ein. Ich habe sie nicht ohne Vergnügen gelesen und gerade in einer Zeit, in der man eben nicht in Bars gehen kann, ist diese Reise in eine Welt, die einem so fern vorkommt und einem – wenn man VC (vor Corona) zumindest hin und wieder gerne in Bars abhing – mal so nah war, durchaus kurzweilig. Aber irgendwie habe ich mich in diesem Jahr so weit von der Barkultur entfernt, dass es mir sehr merkwürdig vorkommt, wenn Menschen jeden Abend mit den gleichen Leuten in der gleichen Bar sitzen, Bier und Whiskey trinken und sich als Ersatzfamilie wahrnehmen. So viele schöne Abende und Nächte ich in Bars verbracht habe und so sehr ich gedenke, NC (nach Corona) wieder ins Barleben abzutauchen, mehr als ein-, zweimal pro Woche (meist jedoch eher einmal im Monat) brauche ich das nicht. Und das ist auch gut so – nicht umsonst wird Schaap irgendwann von ihrer Mitbewohnerin des Alkoholismus verdächtigt.
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Soviel zu den Büchern des Jahres 2020! Puh.
Ich hatte mir vorgenommen, mindestens 20 zu lesen und, wenn ich jetzt nochmal nachzähle.... Moment... waren es sogar 36!
Wenn sie die Kategorie „besser als erwartet“ bei der Tour de France einführen, fahre ich da auch mit, um mal mit einem Zitat von Volker Pispers zu enden.
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Kissy
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