Januar, Du trostlose, treulose Tomate
1. Wilkie Collins: The Woman in White (1859)
Wer den Blog schon länger liest (hallo Mama, hallo Papa!), hat dieses Buch vielleicht schon mal auf einem Photo (oder sogar auf mehreren) gesehen.
Diese schöne Ausgabe des Klassikers The Woman in White von Wilkie Collins bekam ich Weihnachten 2019 von der Mutter des Freundes geschenkt. Und durch Nora Ephron (s. die Bücher des Novembers 2020) wurde ich darin bestärkt, es nun (endlich) so bald wie möglich zu lesen.
Und wie Nora Ephron war ich nach weniger als 100 Seiten in seinen Bann geschlagen. Gut, auf den ersten, sagen wir mal, rund 50 Seiten muss man sich erstmal an den Stil gewöhnen. Viktorianische Literatur liest sich nicht mal eben so runter; man muss sich schon darauf einlassen. Ein bisschen umständlich und geschwollen bleibt es. Und glaubt ja nicht, dass ich alles verstehe. Die Endnoten sind hilfreich, aber man muss auch nicht jeden Satz verstehen, um den Plot zu begreifen.
Und der hat es in sich.
Collins hat hier einen sogenannten „Sensation Novel“ geschrieben. Er wurde in der viktorianischen Zeit skandalisiert, weil er die Gemüter durch unerwartete Wendungen und überraschende Enthüllungen über die Figuren erregte. So sehr, dass manche glaubten, es könne ungesund sein. Collins holte den Schrecken, der aus dem Gothic Novel schon bekannt war, mit dem Sensation Novel in die heimische Sphäre, die ja eigentlich eine Schutzzone sein sollte.
In aller Kürze: Eine junge Frau mit Vermögen soll einen relativ armen Baronet heiraten. Vor der Hochzeit wird sie davor gewarnt, dass er Unglück über sie bringen wird. Sie hat eigentlich keine Wahl – mit dem (inzwischen toten) Vater abgemacht ist abgemacht. Wird sie die Ehe eingehen? Und was weiß die geheimnisvolle Frau in Weiß über das dunkle Geheimnis, das den Baronet zu umwittern scheint? Bevor sie und wir das erfahren, passiert viel Hin und Her und Bangen und Warten und Weinen und Briefe und viele Gänge durch die Natur Englands.
Einen der schönsten Sätze im ganzen Buch spricht die Protagonistin Marian Halcombe, die Halbschwester unserer verlobten Heldin, zu ebenjener, als sie von einem Mann grob angefasst wurde, sodass ein „mark“ entstanden ist: „...our endurance must end, and our resistance must begin, to-day. That mark is a weapon to strike him with.“
Leider kommt es danach noch lange nicht zur erwarteten Rache. Aber Collins lässt sich eben Zeit. Viel Zeit. Das Buch erschien in „Enstallments“, also als Serie. Man merkt, wo er einen in Atem hält, damit man die nächste Ausgabe wieder kauft. Ich habe mir in den letzten Wochen mehrfach die halbe Nacht um die Ohren geschlagen, damit ich endlich das Geheimnis der Frau in Weiß herausfinde.
Zu guter Letzt hat meine bezaubernde Freundin L. mir dann noch bestätigt, dass es sich um ein liminales Buch handelt, sowohl vom Plot her als auch von den Figuren. So schließt sich der Kreis zur Liminalität mal wieder.
2. Roxane Gay: Bad Feminist (2014)
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Kissy

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