Bücher meines Februars: Wie kann es eigentlich schon wieder März sein?


Wie kann Zeit so schnell vergehen, wenn nichts, aber auch rein gar nichts passiert? 

3. Gillian Anderson und Jennifer Nadel: We (2017)

Gillian Anderson, eine weltberühmte Schauspielerin, und Jennifer Nadel, eine profilierte Reporterin und Journalistin, haben zusammen ein Buch geschrieben, das Frauen bestärken und helfen soll, ein erfüllteres Leben im Einklang mit anderen zu führen. 

Es ist gar nicht so leicht, den Inhalt zusammenzufassen. Im Grunde geht es darum, durch den harmonischen Umgang mit sich selbst mehr Energie für die größere Sache zu haben, nämlich die Welt Schritt für Schritt zu einem besseren Ort zu machen. Wenn sich Frauen ständig selbst runtermachen, sich Diät für Diät ihren Körper zermartern und sich für ihre Familie oder ihren Job oder beides aufopfern, ohne an sich selbst zu denken, sehen die Autorinnen nämlich keine Chance dafür, dass die Welt ein freundlicherer Ort für junge Mädchen und Frauen wird. 

Das Buch besteht aus mehreren aufeinander aufbauenden Stufen (Meditation, Dankbarkeit, Selbsterforschung, Vergebung, Demut, Selbstliebe, etc.) und klingt jetzt irgendwie in meiner Beschreibung mehr nach einer Art literarischem Frauenkloster. Ich kaufte es 2018 während einer Verspätung meines Pendlerzuges am Frankfurter Hauptbahnhof, damals, als ich noch beim Radio ein Praktikum machte. Ich fing noch im Zug an, es zu lesen, und dann lag es lange ungelesen rum. Schon bei der Meditation war ich ausgestiegen. 

Zu dem Zeitpunkt war ich noch nicht bereit für Mediation, von der ich immer schon Panik bekommen hatte. Ende letzten Jahres war ich dann aber soweit, dem Ganzen nochmal eine Chance zu geben und seither meditiere ich etwa zwei- oder dreimal die Woche für ein paar Minuten, mal geführt, mal nur auf meinen Atem lauschend. Inzwischen mag ich es. Und so fing ich Ende letzten Jahres auch wieder an, das Buch durchzuarbeiten, ein paar Seiten am Tag, mehr nicht.  


Zu  jedem Kapitel gehören Übungen, bei denen man etwas aufschreiben oder aufmalen soll oder auf eine Gedankenreise gehen. Die meisten habe ich nicht gemacht, auch weil ich oft im Bett lese und aufstehen müsste, um Papier und Stift zu holen. Oft ist mir das alles aber auch einfach zu viel Arbeit. Ich fand die Lektüre trotzdem bereichernd. Vieles war natürlich bekannt, da ich inzwischen viel aus dem Bereich „Selbsthilfe“ gelesen habe, aber an einigen Stellen fühlte ich mich auch ertappt (als es etwa um das Ego ging, das aufgeblasen sein kann, obwohl oder gerade weil man einen Mangel an Selbstwertgefühl verspürt). 

4. Susanne Mayer: Stilvoll älter werden (2016)


Ein Weihnachtsgeschenk des Freundes. Ein Wink mit dem Zaunpfahl? Da hätte er auch gleich noch eine Faltencreme dazulegen können. 

Spaß beiseite: Ich habe mir das Buch natürlich gewünscht. Ich habe eine sehr lange Bücherwunschliste. Susanne Mayer schreibt eine Kolumne (namens "Männer!" in der ZEIT) und berichtet in dieser Essaysammlung aus ihrem Leben jenseits der 60. 

Ich lese gerne Essaysammlungen, weil ich es mag, anderen Menschen quasi beim Denken zuzugucken. Und ich lese gerne Bücher oder gucke Filme über ältere Menschen, die lebensbejahend und optimistisch sind. Das ist dieses hier zwar nicht immer – Mayer schreibt auch über die Enttäuschungen des Feminismus und ihre altersbedingten Wehwehchen – aber die wehmütigen und frohen Momente halten sich die Waage. 

Es macht mir Mut für die kommenden Jahrzehnte, wenn ich lese, dass Frauen im Herbst und Winter ihres Lebens noch Lust auf Mode und Tratsch und die Investition in sich selbst haben. Da habe auch ich gleich mehr Lust, mir Mühe zu geben, etwas Schönes aus jedem Tag zu machen. 

5. Dawn O’Porter: Life in Pieces (2020) 

Dawn O’Porter ist eine Journalistin, Moderatorin, Podcasterin und Schriftstellerin schottisch-englischer Herkunft. Sie ist mit dem Schauspieler Chris O’Dowd verheiratet und hieß vor ihrer Ehe „Dawn Porter“, was ihren Ehenamen zu einem der cleversten Einfälle aller Zeiten macht. Die beiden haben zwei kleine Söhne (vier und zwei oder so) und leben in Los Angeles. 

Diese letzen Details sind entscheidend. Während O’Porter natürlich nicht darüber definiert wird, mit wem sie verheiratet ist oder wie viele Kinder sie hat, so wurde es in 2020 doch zum entscheidenden Faktor in ihrem Leben. Mit Beginn des Lockdowns begann für sie nämlich der Alptraum, den viele Eltern letztes Jahr erlebten: Wie sollen zwei Erwachsene, die beide arbeiten müssen, um die Familie zu ernähren, parallel für Kinder sorgen, die sonst im Kindergarten, der Schule oder sonstigen Kinderaufbewahrungsstätten geparkt sind? Und wie wird man dabei nicht wahnsinnig und/oder alkoholkrank? 

Anders als O’Porter habe ich mich entschieden, 2020 dafür zu nutzen, das Alkoholproblem mit den Wurzeln auszureißen – aber to each their own. Es wird sehr viel gesoffen in diesem Buch. Und oft auf so eine fast medizinisch anmutende Art. Ich finde den Satz „Ich brauche Alkohol, um damit fertig zu werden“ inzwischen sehr bedenklich – und dieses Sentiment kommt in jedem Kapitel vor. Außerdem nehmen O’Porter und ihr Mann Haschgummibärchen und trinken Alkohol, während ihre Kinder im Haus sind – was ich schon fast grob fahrlässig finde. 

Trotzdem: eine erheiternde Lektüre. O’Porter ist extrem ehrlich, was ich eigentlich immer interessant finde. Und sie gibt zu, dass sie es sehr langweilig findet, mit ihren Kindern zu spielen, was ich sehr gut nachvollziehen kann. 

6. Hal Elrod: The Miracle Morning (2012)



Ein wahnsinnig schlecht geschriebenes Buch. Meine Güte. 

Elrod hat einen Hintergrund als „Verkäufer“ und das erklärt einiges. Manager-Motivationssprech (der Sorte „Level 10 success“, „high achiever“) löst bei mir Würgereiz aus. Die Idee hinter dem Buch ist nicht schlecht, wäre aber auch auf zehn Seiten zu erklären gewesen. Der „Miracle Morning“ ist eine Zeit am frühen Morgen, direkt nach dem Aufstehen, zu der man noch nicht produktiv sein muss und in der man seinen Tag in Ruhe vorbereitet und sich Zeit nimmt, sich positiv einzustimmen. 

Bei Elrod besteht der Miracle Morning aus diesen Komponenten: 

1. Stille (Gebet, Meditation, o.ä.)
2. Affirmationen („Ich bin toll“, o.ä.) 
3. Visualisierung (Man stellt sich vor, wie produktiv o.ä. man an dem Tag sein will) 
4. Workout 
5. Lesen 
6. Schreiben (Tagebuch o.ä.) 

Mein Workout mache ich gern etwas später, aber es hat auch schon den einen oder anderen Morgen gegeben, an dem ich meine alte Gewohnheit aus Dublin, morgens gleich Yoga zu machen, reaktiviert habe. Auch schön. Der Vater macht ja schon seit Jahren morgens Gymnastik – von dem hatte ich ursprünglich die Übungen gelernt, mit denen ich meinen Rücken einigermaßen bei der Stange gehalten habe, bevor ich mit dem Yoga anfing. 

Was ich gar nicht schön finde, ist dass Elrod behauptet, ausreichend Schlaf sei gar nicht so wichtig, wenn man sich nur vor dem Einschlafen vornimmt, erfrischt aufzuwachen. Er habe das ausprobiert und die Zahl der Stunden sei eigentlich egal. 

Ich halte das für, excuse my French

BULLSHIT

BUUUUUUULLLLLLLSHIIIIIITTTTTTTT. 

BULL TO THE SHIT. 

BULL. SHIT. 

Einfach BULLSHIT. 

Ich würde Elrod empfehlen, Matthew Walkers Buch Why We Sleep zu lesen, bevor er solche unwissenschaftlichen Ratschläge gibt. Der Mensch braucht SCHLAF. 7 BIS 9 STUNDEN. JEDE NACHT. DAS HILFT UNTER ANDEREM PROPHYLAKTISCH GEGEN KREBS UND VIELE ANDERE KRANKHEITEN. SCHLAFT MEHR, LEUTE, HIMMELHERRGOTT. 

Mal ernsthaft: Wenn man die Wahl hat, morgens eine Stunde länger zu schlafen, oder Elrods „Miracle Morning“ zu machen, dann sollte man immer den Schlaf wählen. Ich lebe lieber länger und gesund und „achieve“ dafür weniger. (Was ich gar nicht glaube, weil ich mit mehr Schlaf auch viel produktiver und besser drauf bin. Und ich halte mich eh nicht für einen der Menschen, die Elrod anspricht, und die angeblich ihr Potenzial nicht ausschöpfen. Ich finde, ich mache schon das Beste aus meinem Potenzial.)   

7. Cait Flanders: The Year of Less (2018)

Cait Flanders schaut in diesem Buch auf das Jahr zurück, in dem sie sich vorgenommen hatte, nichts „Unnötiges“ (To-Go Kaffee, Dekoartikel, Impulskäufe wie etwa Klamotten, die sie sowieso nicht tragen wird, und Bücher, die sie nicht wirklich lesen möchte, etc.) zu kaufen und ihre aktuellen Besitztümer einer eingehenden Prüfung zu unterziehen und auszumisten. 

Das Buch liest sich mal eben schnell runter. Flanders hat seit Jahren einen Blog und daher viel Schreiberfahrung im Bereich der Selbstdokumentation. (Ähem.) Ich fand es interessant, ein paar Impulse zu bekommen und habe im Zuge der Lektüre genauer darüber nachgedacht, was ich eigentlich so kaufe und ob es mir wirklich Freude macht. Und mich dann gegen eine Lidschattenpalette entschieden, weil ich a) schon sehr viele davon habe und b) die grellen Farben vermutlich nicht einmal aufgelegt hätte. 

Stattdessen möchte ich, sobald das wieder geht, das gesparte Geld lieber für Dinge ausgeben, die mich wirklich nachhaltig glücklich machen. Gutes Essen (ich kaufe auch jetzt schon fast nur noch Bio-Produkte, *Werbestimme* weil ich es mir wert bin), Massagen, Reisen. 

Ich werde allerdings niemals – NIEMALS – aufhören, Bücher zu kaufen. 


Und damit: Auf in den März! Und noch eine schöne Woche. 
x
Kissy

PS: Niemals! 

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