Verstörende Familienverhältnisse
Nur ein Buch im Juli... es war aber auch viel los. Wir waren endlich wieder mal auf einer Hochzeit, ich habe jeden Tag entweder in meinem Nebenjob oder an der Masterarbeit gearbeitet... und wir haben endlich ein richtiges Bücherregal aufgebaut,* in welches ich das untenstehende Buch gestern voll Verachtung platziert habe.
16. Arnon Grünberg: Tirza (2006)
Der Protagonist des Romans, welchen mir der Freund ans Herz legte, heißt Jörgen Hofmeester, lebt in der angeblich besten Straße Amsterdams und ist ein Familientyrann der schlimmsten Sorte. Einer, der meint: „Ich mache das doch alles nur für euch. Damit es euch einmal besser geht.“ Er ist kontrollierend, unpassend, herrschsüchtig, rassistisch, gewalttätig, körperlich abstoßend und misogyn.
Und mit diesem Mann habe ich also meine Freizeit im Juli verbracht. Während der Lektüre habe ich mehrfach ein „Oh Gott, ist das schrecklich!“ oder ein „Oh, bitte nicht“ ausstoßen müssen. Sowohl allein, als auch in Gesellschaft. Mehrfach hatte ich während der ersten hundert Seiten erwogen, aufzugeben. Dass ich trotzdem fertig las, liegt daran, dass der Niederländer Grünberg ein schauderhaft-faszinierendes Monster geschaffen hat: den alten, weißen Mann, den niemand mehr zu brauchen scheint und der sich deshalb erst selbst zerfleischt und dann alles verschlingt, was ihm begegnet.
Ich würde dieses Buch niemandem empfehlen, weil es mich wirklich verstört hat auf einer tiefen, fast körperlichen Ebene. Gleichzeitig ist es wie immer mit Kunst: was tief bewegt, ob positiv oder negativ, ist zumindest nicht uninteressant.
Auf in den August – hoffentlich hält er nettere Bücher bereit.
x
Kissy
*Und mit „wir“ meine ich natürlich den Freund.

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